
Einer von fünf Herzinfarkten wird im Ernstfall nicht erkannt (Foto: AOK)
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Notärzte: Herzinfarkt wird häufig nicht erkannt
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Werden Notärzte zu einem Patienten mit
Herzinfarktbeschwerden gerufen, ist eine rasche Diagnose im
Rettungswagen entscheidend. Die Ärzte verlassen sich dabei auf eine
Analyse der Herzstromkurve (EKG). Doch die Fehlerquote ist einer Studie
zur Folge hoch: Einer von fünf Herzinfarkten werde demzufolge im
Ernstfall nicht erkannt. In einem von vier Fällen erhält der Patient
nicht die richtige Behandlung.
Bei einem schweren Herzinfarkt werden die Patienten nicht ins nächste
allgemeine Krankenhaus transportiert, sondern nach Möglichkeit in ein
Zentrum, in dem eine Herzkatheterbehandlung möglich ist, erläutert Dr.
Marc-Alexander Ohlow von der Zentralklinik in Bad Berka. Ist der Weg zu
weit, erhalten die Patienten bereits im Rettungswagen ein Mittel in die
Vene, das blockierte Herzkranzgefäße freilegen kann. Voraussetzung für
die Therapie ist, dass der Arzt den Herzinfarkt richtig diagnostiziert.
Notarztwagen sind heute zu 90 Prozent mit modernen EKG-Geräten
ausgerüstet, die Signale von zwölf verschiedenen Stellen aufzeichnen.
Die Analyse der Ausdrucke ist nicht einfach, erklärt Ohlow, der in
einer Studie 73 Notärzte getestet hat. Ihnen wurden jeweils acht
EKG-Befunde vorgelegt, von denen aber nur sechs einen "STEMI"
(ST-Strecken-Hebungs-Herzinfarkt) anzeigten. So bezeichnen Ärzte den
schweren Herzinfarkt, der an einem zentralen EKG-Zeichen, der
ST-Streckenhebung, zu erkennen ist.
Alle Teilnehmer der Studie hatten Erfahrung im Notarzteinsatz. Jeder
zweite war seit mehr als fünf Jahren immer wieder im Rettungswagen
tätig, wo sie tagtäglich Menschen mit Herzinfarkten betreuten. Diese
machen 16 Prozent aller Einsätze aus. Dennoch erkannten sie in der
Studie nur 80 Prozent der Herzinfarkte, und nur 75 Prozent der
Patienten haben die richtige Behandlung erhalten, berichtet Ohlow.
Weil eine zu späte Diagnose die Behandlungschancen der Patienten
verschlechtert, muss die diagnostische Sicherheit von Notärzten
dringend verbessert werden, fordert der Kardiologe. Eine Möglichkeit
sieht er in der telemetrischen Übertragung der EKG-Daten an das nächste
Herzkatheterzentrum. Dort könnte dann schnell entschieden werden, ob
der Patient für eine Behandlung infrage kommt. Außerdem sollten die
Ärzte regelmäßig in der EKG-Auswertung im Rettungswagen trainiert
werden.
In Deutschland sind Ärzte verschiedener Berufsgruppen im
Notarzteinsatz. Neben Kardiologen und Narkoseärzten, die tagtäglich
EKGs auswerten, fahren auch Chirurgen und Internisten im Rettungswagen
mit. In einer früheren Studie, an der nur Kardiologen und Narkoseärzte
teilnahmen, waren die "Trefferquoten" deutlich höher. Eine solche
Besetzung sei aber nur in größeren Städten möglich.
WANC 02.10.09/ Quelle: M.-A. Ohlow et al.: Probleme in der
präklinischen Diagnostik des ST-Hebungsinfarktes. DMW Deutsche
Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (40): S. 1984-1989
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